Peinlichkeiten

Peinlichkeiten.

Wer Rennrad fährt, kennt das: die Füße sind fest mit den Pedalen verbunden (das ist super am Berg und fürs Tempo) und wenn ich an der Ampel stoppe oder um etwas zu essen, den Blick zu geniessen, drehe ich den Fuß kurz nach aussen und – klick! – ist der Schuh losgemacht. Meistens. Also naja…. ich kenne niemanden (!), der nicht weiss, wie sich das anfühlt: man stoppt und stellt im letzten Moment fest, dass man es nicht schafft, sich aus den Pedalen auszuklicken. Und dann kippt man um. Ganz langsam. Und während man in Zeitlupe fällt, gehen einem mehrere Gedanken durch den Kopf, alle auf einmal: „Hoffentlich hat das jetzt keiner gesehen – wie PEINLICH!!! Wie ein Anfänger…..!“ – „Mannomann, die Schaltung / das Lenkerband, hoffentlich bleibt alles heil!!“ – „Meine neue Hose / das teure Castelli Trikot, ich will da kein Loch drin!!“ Lauter wichtige Themen.

Was ist die richtige Reaktion, wenn ich endlich den Boden erreicht habe: sich nichts (auch nicht die Schmerzen des aufgeschlagenen Knies oder Ellenbogens) anmerken lassen, den Staub abklopfen. Falls mir in dem Moment was einfällt: einen lockeren Spruch bringen – oder: mal lachen. Über mich selbst. Mit dem Wissen, dass jeder, der das eventuell gesehen hat, weiss, wie sich das anfühlt und froh ist, dass er nicht selber umgekippt ist.

Bezogen auf Zusammenarbeit und Führung gehen mir hier zwei ganz unterschiedliche Dinge durch den Kopf: 

  • Schaffe ich es, mich selber nicht so ernst zu nehmen und auch zu lachen, wenn mir etwas passiert, was peinlich, aber nicht lebensbedrohlich – sprich: schlimm, Schaden verursachend – ist? Bietet mein Umfeld soviel Vertrauen, dass ich das kann? Falls nicht – woran liegt das?
  • Als Führungskraft (und als Kollege!): wie gehe ich mit Scham um? Kann ich ausmachen, warum mir etwas unangenehm ist? Oder: Wenn jemand peinlich berührt ist oder sich bloßgestellt fühlt, wie gehe ich darauf ein? Kann ich einen vertrauensvollen Rahmen schaffen, in dem es meinem Mitarbeiter möglich ist, auch für ihn unangenehme Dinge anzusprechen? Welchen Anteil habe ich selber an Bloßstellungen?

Über das Thema Scham wird viel zu selten gesprochen. Vielleicht kannst du deinen Blick dafür schärfen? Welche Situationen kennst du aus deinem (Arbeits-)Alltag und wie gehst du damit um?

Danke an Benita aus der facebook Gruppe „Rennrad von Frauen für Frauen“ für das tolle Foto!

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