Über Schubladen und Silodenken.

Rennradfahrer sind ausgesprochen freundliche Menschen. Wenn ihnen auf der Straße jemand entgegenkommt, wird gegrüßt – Handzeichen, Kopfnicken, je nachdem. (In Italien ist das weniger zurückhaltend, da hört man schon von weitem „Ciao Fabrizio!! Tutto bene???“) Wenn man gemeinsam an einer Ampel wartet, wird gern mal das bike kommentiert oder gefragt, wo es denn hingeht. Also sehr nett. 

Es sei denn. 

Es sei denn, der andere Mensch sitzt auf einem Sattel, der zu einem Tourenrad, Mountainbike oder womöglich einem E-Bike gehört. Dann wird selbstverständlich !! – nicht gegrüßt. Geschweige denn geredet. Das beruht allerdings auch auf Gegenseitigkeit – wenn ich in meinem Rennradtempo an einer Gruppe von Sonntags-Tourenradfahrer*innen vorbei möchte, die mit ihren Rädern die komplette Straßenbreite einnehmen, kommt gern auch mal ein Kommentar wie „nun hetz man nicht so“ oder „kannst ja auch mal langsamer fahren“. Will ich aber nicht. Deshalb habe ich ja ein Rennrad. Und ein vor mir fahrender E-Bike-Fahrer weckt in mir (und ich schätze, damit bin ich nicht allein) ungeahnte Kräfte – der muss natürlich versägt werden!! Tja, Leute, jetzt wisst ihr es – auf dem Rad werde ich zu einem anderen Menschen!

Womit mir das Arbeitsleben einfällt. Wie oft habe ich gehört „die da…“ – „wir im Einkauf verdienen das Geld – die Analysten sind alle Geschäftsverhinderer“! „Na toll – jetzt haben die im Vertrieb wieder was verkauft, was eigentlich gar nicht geht, und wir müssen das ausbaden!“ Bestimmt fallen euch aus eurem Alltag einige Beispiele dazu ein. Dabei vergessen wir oft, dass Erfolg immer nur gemeinsam geht. Dass wir auf der gleichen Straße und mit demselben Ziel unterwegs sind. Und dass wir mit Wertschätzung für die Rolle und die Arbeit der Kolleg*innen in den anderen Teams einen guten Beitrag zur Nutzung unseres gemeinsamen Potenzials leisten können.

Wo kannst du in dieser Woche statt in „die“ und „wir“ in „uns“ denken? Welchen Beitrag kannst du leisten – als Mitarbeitender oder Führungskraft – um den Blick auf das gemeinsame Ziel zu halten? Welche Bereicherung gibt dein Gegenüber und wo könnt ihr durch eure Verschiedenheit voneinander lernen? 

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